KARO > Psychoanalytisch-Pädagogische Praxis

Arbeitsschwerpunkt ADHS

ADHS als Ausdruck der inneren Gefühlswelt der Kinder
und das Dilemma für Kinder und Eltern

ADHS als Ausdruck der inneren Gefühlswelt der Kinder

Kinder mit der Diagnose ADHS können sich nicht konzentrieren, können nicht stillhalten, sind auffällig impulsiv und kaum etwas kann zu Ende gebracht werden. Bei all dieser Aktivität, die die Kinder zeigen, ist ihnen jedoch eins gemeinsam: sie führen ihre Schwierigkei-ten, Ängste und inneren Konflikte über den Körper ab.
Durch die fehlende Möglichkeit ihre Gefühle in ein Bild oder in Sprache zu fassen (fehlende Symbolisierungsfähigkeit) und ihre eigenen Gefühle zu verstehen, ‚fährt ihnen die Erregung unmittelbar in den Körper ein’. Ihre Angst, Wut, Ärger oder andere Irritationen überschwemmen sie selbst und äußern sich in Form körperlicher Aktivität.
Das aber lenkt das Augenmerk auf die Not des Kindes: diese ‚Abfuhr’ lässt es selbst hilflos zurück, oft unfähig die eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen.
Das Kind bleibt so selbst von seinen Emotionen - und damit aber auch von seiner Geschichte - abgeschnitten. Und in dieser Weise zeigt uns das Verhalten schließlich seine innere Bedrängnis. Ein Leiden, das sie selbst nicht verstehen. Die Kinder wissen nur, „mit mir ist etwas los, ich kann damit aber nicht denken und fühlen“.

 

(Nach dem psychoanalytischen Theoriegebäude ist mit der Diagnose ADHS ein inneres Erleben verbunden, das durch einen psychischen Konflikt geprägt ist: im Kind stehen zwei grundsätzlich entgegengesetzte, und daher miteinander unvereinbare Forderungen, oder auch Wünsche gegenüber. Das als Störung empfundene Verhalten des Kindes ist dabei ein wichtiges ‚Signal’, das verstanden werden mag: Die äußere Unruhe und Ruhelosigkeit stellen für das Kind einen Weg – wahrscheinlich seinen einzig möglichen – dar, seine innere Befindlichkeit und Angst auszudrücken bzw. nach Außen abzuführen. Gleichzeitig gelingt es den Kindern nur schwer, Affekte
und Bedürfnisse, Ängste und andere innere Empfindungen in Bilder, Symbole oder
in Sprache fassen.Das Verhalten bedeutet damit eine Bewältigungsstrategie, ein Symptom seiner Not, die es zu verstehen gilt.)

 

Das Dilemma für Kinder und Eltern:

Der Rastlosigkeit und oftmals einhergehenden Unaufmerksamkeit von Kindern mit der Diagnose ADHS wäre eigentlich mit Ruhe, Sicherheit, Halt und Struktur zu begegnen. Diese lässt sich im Alltag aber nur schwer einbringen, da die Schwäche der Kinder in der Selbst- und Affektkontrolle dem immer wieder entgegenwirken. Das Verhalten der Kinder löst damit aber bei uns Erwachsenen Gefühle aus, die dem, was diese Kinder brauchen, diametral entgegenstehen. Und so stehen die Forderungen von Ruhe, Sicherheit, Halt und Struktur den Gefühlen von uns Erwachsenen gegenüber, die diese Kinder oft auslösen, nämlich: Wut, Überforderung, Kränkung etc. …

 

Und schließlich gibt es da auch noch das verführerische Konzept bei ADHS, das die Symptomatik durch Medikamente zum Verschwinden bringen will. Dabei ist aber zu bedenken, dass jegliche Aspekte des emotionalen Erlebens und Gestaltens, auch jene seiner Beziehungen, ausklammert werden. Wenngleich in der Medikation durchaus eine Entlastung für die Erwachsenen, die mit dem Kind zusammenleben oder arbeiten, liegt – für die Kinder selbst bedeutet jene Medikation das meist nicht: Das tägliche Einnehmen von Tabletten bringt auch eine ‚Dämpfung’ mit sich, die es von der lebendigen Energiequelle seiner Selbst abschneidet. Das aber heißt zudem auch, noch mehr von den eigenen Affekten und dem Empfinden der eigenen Gefühle abgeschnitten zu sein.