Ob die Auflösung der Partnerschaft selbst initiiert ist, weil Gefühle der Unzufriedenheit und des Unglücklichseins bereits länger die Oberhand gewonnen haben, oder ob die Trennung für einen der beiden Partner plötzlich und unvermittelt kommt – das Ende einer Beziehung ist unweigerlich mit einer Vielzahl an (oft auch gleichzeitigen und widersprüchlichen) Gefühlen verbunden:
Einerseits beinhaltet die Trennung fast immer Schmerz und die Enttäuschung über das Scheitern einer zumeist einmal glücklich gedachten Beziehung, vielleicht auch Versagensgefühle hinsichtlich des ursprünglichen Lebensentwurfs. Hinzu kommt oft in irgendeiner Weise die Trauer über den Verlust - eines gemeinsamen Lebensalltags und einer Form von sicherenden, haltgebenden Strukturen. Enttäuschte Ideale, Kränkungen und Diskrepanzen, aber auch Zweifel und Sorgen machen schließlich meist wütend - auf den/die ehemalige Partner/in, die Situation - und nicht selten auf sich selbst.
Gleichzeitig werden mit der Trennung Gefühle der Erleichterung verbunden sein, wenn lange und enervierende Konflikte (bis Kränkungen), oder ja auch ‚einfach nur Unzufriedenheit’ nun endlich ein Ende haben und sich neue Chancen, Hoffnungen und Möglichkeiten eröffnen.
In diese Zeit der emotionalen Belastung fallen aber jedenfalls häufig Sorgen über die Zukunft, schwierige Aufgaben der Klärung und Sicherung der neuen (existenziellen) Lebensbedingungen und die Gestaltung eines neuen Lebensalltags. Damit wird die Trennung, abgesehen von der inneren Belastung, häufig zu einer äußeren Herausforderung, die an die Grenze der Überlastung führen kann.
Mit Kindern bringt eine Trennung häufig zu alldem nun auch Konflikte mit sich, die die Aufrechterhaltung einer beiderseitigen und für alle Beteiligten zufriedenstellenden Elternschaft betreffen. Eine Vielzahl an teils widerstreitenden Gefühlen, Wünschen und Sorgen, (oft auch die – für den Trennungsvollzug ‚normale’ bzw. sogar ‚notwendige’ – Abwendung und Skepsis gegenüber dem ehemaligen Partner und Zweifel an seinen elterlichen Kompetenzen), sowie äußere Anforderungen durch strukturelle, finanzielle und (zeit)organisatorische Aufgaben stellen dann eine zuzügliche Herausforderung dar, die nicht selten zu einer Überforderung werden können.
Und schließlich ist vor allem bei strittigen Trennungen/Scheidungen die Sehnsucht nach „ungeteilter Loyalität“ des Kindes sehr häufig und verständlich bzw. ist es zumeist sehr schwierig, die damit verbundenen eigenen Ängste und Wünsche zu erkennen, anzunehmen und „zu zähmen“ (und das obwohl Eltern auch wissen, dass Kinder mit dieser Aufgabe sich „auf eine Seite zu stellen“ überfordert sein müssen bzw. sie damit vor eine unmöglich zu lösende Entscheidung gestellt sind). Und auch die Angst vor vermeintlichen Präferenzen des Kindes (z.B. aufgrund der Empfindung von mehr Alltagskonstanz und Strukturen, mehr Spaß oder weniger Pflichten beim anderen Elternteil etc. …) findet sich bei vielen Eltern und ist ebenso normal und verstehbar.
Dabei gilt es aber wohl gleich vorwegzunehmen: die geradezu bedingungslose und unerschütterliche Liebe des Kindes zu „seiner Mama/seinem Papa“ ist unweigerlich (mit allen daraus resultierenden Bedürfnissen) Ihnen trotz situationsbezogener (und oft unvermeidbarer!) Schwierigkeiten und Konflikten sicher!
Die Belastungen der Eltern in der Zeit der Trennung/Scheidung sind also vielfältig und oft groß. Und so ist das Bedürfnis auch ganz normal und legitim, in dieser Zeit eigentlich Kinder zu brauchen, die anspruchslos, ruhig und ausgeglichen, unkompliziert und vielleicht sogar ein bisschen rücksichtsvoll und verständnisvoll sind. Zumindest aber – und da liegt wohl oft die größte Sorge – soll doch dem Kind die Trennung bitte nichts ausmachen…